Mikrobiologische Therapie
Im Rahmen der mikrobiologischen Therapie (Symbioselenkung) werden lebende oder abgetötete Mikroorganismen bzw. deren Bestandteile therapeutisch verabreicht, um eine gesunde Darmflora wieder herzustellen und das Immunsystem zu stärken.
Geschichte
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der gesundheitliche Nutzen der Bakterien-Flora erkannt, welche die Haut, die Schleimhäute und den Darm besiedelt.
Dr. Edward Bach (1886–1936) experimentierte in England etwa zur selben Zeit mit bakteriellen, aus dem Stuhl gewonnenen Produkten, um damit die Darmflora und das Immunsystem positiv zu beeinflussen (bevor er später die nach ihm benannte Bachblüten-Therapie entwickelte).
Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurden dann verschiedenste mikrobiologische Präparate zur Symbioselenkung entwickelt und haben sich inzwischen als Bestandteil einer ganzheitlichen Heilkunde etabliert.
Wirkungen
Im menschlichen Darm sind etwa 300–500 verschiedene Mikroorganismen zu finden. In jedem Gramm Stuhl befinden sich etwa 10 Millionen Bakterien.
Diese stehen als Darmflora mit dem menschlichen Organismus in einer biologischen Wechselbeziehung mit gegenseitigem Nutzen (Symbiose). Die Bakterien helfen im Rahmen der Darm-Symbiose bei der Nahrungsaufspaltung und verdrängen pathogene Erreger. Sie erhalten im Gegenzug Nährstoffe und die Möglichkeit zur Vermehrung. Eine gesunde Darmflora ist eng mit einem gesunden Immunsystem verknüpft, denn der Großteil davon ist im Darm (z.B. als Peyer‘sche Plaques) lokalisiert.
Eine gesunde Darmflora verhindert das Aufkeimen pathogener Erreger und somit eine Schwächung bzw. Überlastung des Immunsystems.
Mögliche Ursachen einer gestörten Darmflora sind:
Eine pathologisch veränderte Darmflora (Dysbiose) kann zu folgenden Symptomen führen:
Ein Befall des Darms mit Hefepilzen (z.B. Candida albicans) wird mit folgenden Erkrankungen und Symptomen in Zusammenhang gebracht:
Selbst bei einer gesunden Darmflora ist bei genauerer mikrobiologischer Untersuchung meist ein leichter Pilz-Befall zu finden. Erst wenn dieser durch eine Schwächung der Abwehrkraft und/oder der Darmflora überhand nimmt, spricht man von einer Darmpilzerkrankung (Darm-Mykose).
Die Wirkung der mikrobiologischen Therapie beruht vermutlich auf mehreren Faktoren:
Anwendungen
Den Großteil der Darmflora machen Bifido- und Milchsäurebakterien aus. Wenn diese oral zugeführt werden, erhöht sich die Aktivität der unspezifischen Immun-Abwehr. Darauf basieren die sogenannten probiotischen Lebensmittel (Jogurts und Getränke mit lebenden Bakterien-Kulturen).
Für eine mikrobiologische Therapie gibt es Fertigprodukte zum Einnehmen oder zum Injizieren. Diese enthalten meistens Bakterienarten, die physiologisch im Darm vorkommen. Das sind z.B. Enterokokken, Escherichia coli, Bifidobakterien, Milchsäurebakterien (Laktobazillen), aber auch Saccharomyces-Arten (Hefepilze), die nicht zur normalen Darmflora gehören.
Die mikrobiologische Behandlung wird meist in mehreren Abschnitten durchgeführt:
Die Behandlung kann einige Wochen, bei schweren Erkrankungen auch mehrere Monate lang dauern.
Ernährungsumstellung
Die Patienten sollten ihre Ernährung umstellen und eine vitalstoffreiche Vollwertkost anstreben. Wichtig ist dabei oft die Vermeidung von Weißmehl, Zucker und allen zuckerhaltigen Speisen und Getränken, um das Aufkeimen von Darmpilzen und anderen pathogenen Erregern zu vermeiden. Als nicht empfehlenswert gelten außerdem fette Speisen, geräucherte und konservierte Nahrungsmittel, unreifes Obst, blähendes Gemüse, Pilze, gebratene Speisen, frisches Brot, Kaffee und schwarzer Tee.
Die Sanierung der Darmflora kann durch Heilfasten, andere Diäten und pflanzliche Präparate unterstützt werden.
Autovakzine
Eine Besonderheit der mikrobiologischen Behandlung stellt die Autovakzine dar. Diese wird in einem darauf spezialisierten Labor für jeden Patienten individuell hergestellt. Sie enthält abgetötete Keime, die meist aus dem Stuhl des Patienten gewonnen werden und das Immunsystem spezifisch anregen sollen.
Entsprechend der Diagnose können auch Proben aus dem Urin, dem Nasensekret, der Mundschleimhaut oder vom Scheidenabstrich verarbeitet werden.
Diese Mittel werden entweder gespritzt, als Tropfen eingenommen oder auch in die Haut eingerieben, um dadurch eine Immunmodulation zu bewirken.
Indikationen
Chronische Infekte und Infektanfälligkeit, Erkältungskrankheiten und Erkrankungen der oberen Atemwege, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Reizdarmsyndrom und Darmpilzerkrankungen; rezidivierende Harnwegsinfekte, Allergien, Laktose-Intoleranz, Neurodermitis, Ekzeme, Akne, aber auch Leber- und Gallenwegserkrankungen sowie nach Antibiotika- und Chemotherapie.
Kontraindikationen und Einwände
Kontraindikationen zur mikrobiologischen Therapie sind keine bekannt.
Bei massivem Pilzbefall des Darms muss in jedem Fall vor Beginn einer Anti-Pilz-Diät ein Antimykotikum verordnet werden. Es gab Fälle, bei denen aufgrund der Diät der Pilz auf der Suche nach Nahrung die Darmwand durchdrungen hat. Es kann infolgedessen zu schweren Organmykosen und sogar zum Pilzbefall des Gehirns kommen!
Positive Effekte einer Symbioselenkung sind (kostengünstiger) auch durch Joghurt mit lebenden Kulturen und mittels der sogenannten probiotischen Nahrungsmittel zu erreichen.