Kinderkrankheiten
Kinderkrankheiten sind nicht nur ein lästiges Übel, sondern auch eine Chance für das Kind, in seiner Entwicklung einen großen Schritt vorwärts zu kommen. Nach der überstandenen Kinderkrankheit ist es oft seelisch-geistig, aber auch körperlich gereift. Die Reifungs-Vorgänge in der Entwicklung des Kindes gehen manchmal mit Heilungskrisen einher. Diese können wir ähnlich wie eine homöopathischen Heilungsreaktion oder Erstverschlimmerung verstehen. Die Kinderkrankheiten scheinen nach der Erfahrung vieler Kinderärzte und Homöopathen solche Reifungskrisen darzustellen. Jede Krise (auch die einer Kinderkrankheit) beinhaltet die Möglichkeit der Weiterentwicklung, was zum Beispiel im Bereich der Psychotherapie gut bekannt ist. Wir können also Kinderkrankheiten so gesehen als „notwendige“ Entwicklungskrisen verstehen. Ein solches Krankheitsverständnis ist bisher allerdings nicht naturwissenschaftlich bewiesen. Jedoch entspricht es sehr der homöopathischen Sichtweise.
Zu den klassischen Kinderkrankheiten gehören die Masern, Röteln, Windpocken, Mumps, Scharlach,Keuchhusten, Ringelröteln und Dreitagesfieber.
Die Kinderkrankheiten sind alle mehr oder weniger infektiös, wobei die Ansteckungskraft des Erregers, die Inkubationszeit und der Übertragungsweg bei der Infektion eine Rolle spielen.
Die Virulenz bezeichnet die Infektionsgefahr, die von einem Erreger ausgeht. Die Erreger mancher Kinderkrankheiten haben eine hohe Virulenz und sind damit sehr ansteckend.
Als Inkubationszeit bezeichnet man die Zeit zwischen der Ansteckung, also dem Eindringen des Erregers in den Körper bis zu ersten Ausbruch der ersten Krankheitssymptome. Manche Erreger können schon während der Inkubationszeit ansteckend sein, also noch vor dem Ausbruch der eigentlichen Erkrankung.
In Bezug auf die Übertragung unterscheidet man zwei Formen der Ansteckung:
Bei einer Tröpfcheninfektion werden die Erreger durch kleinste Tropfen übertragen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen entstehen.
Bei einer Kontaktinfektion werden die Erreger durch den Kontakt mit einem Erkrankten oder mit infizierten Gegenständen übertragen.
Masern
Die Masern sind eine hoch ansteckende Krankheit, die durch ein Virus ( Briarcus Morbillorum) hervorgerufen wird. Sie wird durch Tröpfcheninfektion und Körperkontakt übertragen. Das Virus kann auch über größere Entfernungen durch dem Wind übertragen werden.
Die Inkubationszeit der Masern beträgt 10-14 Tage. Die Gefahr der Ansteckung ist zwei Tage vor bis sechs Tage nach dem Beginn des Hautausschlags am größten. Vorwiegend erkranken die Kinder an Masern ab dem zehnten Lebensjahr.
Die Krankheit verläuft in zwei Stadien:
Das erste (Vor-)Stadium ist durch Fieber und Allgemeinsymptome, wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen gekennzeichnet. An der Mundschleimhaut sieht man einen Ausschlag, der zunächst rötlich ist. Später kommen weiße Flecken (Kolpiksche Flecken) hinzu die ein typisches Zeichen für eine Masern-Erkrankung sind. Das Vorstadium dauert 3-4 Tage.
Das Hauptstadium beginnt mit hohem Fieber bis 40 °C und schwerem Krankheitsgefühl. Die Bindehäute der Augen sind entzündet und gereizt. Es besteht eine starke Lichtempfindlichkeit. Die Kinder sind weinerlich und haben ein verstärktes Schutzbedürfnis.
Mit dem Absinken des Fiebers erscheint der typische Masern-Ausschlag. Dieser ist durch kleine rote, etwas erhabene und später etwas bräunliche Flecke gekennzeichnet. Der Masern-Ausschlag beginnt im Gesicht hinter den Ohren und ergreift von da aus den restlichen Körper. Nach spätestens sieben Tagen sollte der Ausschlag wieder verschwunden sein.
Als Komplikationen von Masern können eine Lungenentzündung(Masern-Pneumonie), eine Ohrenentzündung (Masern-Otitis), eine Kehlkopfentzündung (Masernkrupp) oder eine Gehirnentzündung (Masern-Enzephalitis) auftreten. Diese zum Teil schwerwiegenden Komplikationen sind die eigentliche Gefahr der Masern, weil daraus ernste lebensbedrohliche Gefahren und bleibende Schäden resultieren können (wie z.B. eine Schwerhörigkeit oder bleibende Gehirnschäden). Solche Komplikationen sind vor allem bei abwehrgeschwächten, kränkelnden Kindern zu befürchten, bei denen eine geschwächte Abwehrkraft vorliegt. Meist will in solchen Fällen der Ausschlag nicht so recht herauskommen, und die Krankheit „schlägt nach innen“. (Im Gegensatz zum „Ausschlag“)
Nach dem Kontakt mit einer erkrankten Person kann eine vorbeugende Behandlung mit der homöopathischen Masern-Nosode versucht werden. Dazu geben Sie:
Morbillinum C30, fünf Globuli einmal täglich über zwei Tage.
Die Wirksamkeit dieser vorbeugenden „homöopathischen Impfung“ ist allerdings nicht sicher bewiesen. Sie sollte nur dann eingesetzt werden, wenn ein Ausbruch der Erkrankung unter allen Umständen vermieden werden sollte, wie bei durch chronische Erkrankungen geschwächten Kindern, oder evt. wenn eine Reise geplant war.
Unterstützend und hilfreich sind auch die folgenden Maßnahmen:
Die Einhaltung von Bettruhe
Leicht, vitaminreiche Kost
Viel Trinken
Viel Zuwendung
Ein gut gelüftetes Zimmer
Homöopathische Behandlung
Die homöopathische Behandlung der Masern orientiert sich, wie generell jede homöopathische Behandlung an der jeweiligen Symptomatik. Wenn das Kind durch homöopathische Arzneien und geeignete Allgemeinmaßnahmen unterstützt die Erkrankung in einer milden Form durchmacht, ist es damit lebenslang gegen Masern geschützt.
Aconitum
Arzneimittel:
Aconitum napellus ist der blaue Eisenhut, oder Sturmhut. Tatsächlich schaut die Blüte fast wie Helm einer Ritterrüstung aus. Das kann uns an die Heftigkeit der Symptomatik dieses Mittels erinnern.
Beschwerdebild:
Plötzliches, hohes Fieber
Durst auf kalte Getränke
Lichtempfindliche Augen
Harter, heiserer und trockener Husten
Unruhe und Angst
Modalitäten:
Verschlimmerung nachts und beim Alleinsein
Besonderheiten:
Aconitum ist das klassische Mittel bei heftigem und plötzlichem Beginn einer akuten Erkrankung
Belladonna
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Plötzliches hohes Fieber
Heißes, rotes Gesicht
Starker roter Ausschlag
Lichtempfindliche Augen
Große Unruhe
Wenig Durst trotz trockenem Mund
Schwitzen
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Sinnesrreize, wie Geräusche, Licht oder Erschütterung
Verschlimmerung abends
Besonderheiten:
Bei Belladonna sind im Gegensatz zu Aconitum Schweiße vorhanden.
Bryonia
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Die Erkrankung entwickelt sich in Richtung der Lungen
Trockener, schmerzhafter Husten
Hält sich die Brust beim Husten
Großer Durst auf kalte Getränke
Ärgerlich und gereizt
Modalitäten:
Verschlimmerung durch die kleinste Bewegung oder Berührung
Besonderheiten:
Bringt den Ausschlag hervor, wenn er sich noch nicht voll entwickelt hat
Ferrum phosphoricum
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Starke Lichtempfindlichkeit der Augen und Bindehautentzündung
Mildes Fieber
Schwäche
Modalitäten:
Verschlimmerung bei Stoß und Berührung
Besonderheiten:
Kann bei undeutlicher Symptomatik zu Beginn der Erkrankung zweistündlich im Wechsel mit Belladonna gegeben werden
Pulsatilla
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Mildes Fieber
Schnupfen, trockener Mund und durstlos
Sanft, weinerlich und niedergeschlagen
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Zimmerwärme
Verbesserung an der frischen Luft
Verbesserung durch Trost und Zuneigung
Besonderheiten:
Häufig angezeigtes Mittel bei eher mild verlaufenden Masern
Gelsemium
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Wässrige, die Nase und Oberlippen reizenden Nasenabsonderung
Rauher, trockener Husten
Starkes Jucken zu Beginn des Hautausschlags
Kopfschmerzen, die in die Augen ausstrahlen
Schwere Augenlider, schwere Glieder, kann den Kopf kaum heben
Mildes Fieber, fröstelt und zittert
Apathisch und wie benommen
Modalitäten:
Verschlimmerung bei feuchtem Wetter
Verschlimmerung bei Aufregung
Besonderheiten:
Hinweisend ist vor allem die Benommenheit und eine lähmige Schwäche
Sulphur
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Masern mit schwachem Hautausschlag
Alle Schleimhäute brennen
Verlangen nach Süßigkeiten
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Waschen oder Baden
Besonderheiten:
Unterstützt einen raschen und günstigen Heilungsverlauf durch Förderung des Hautausschlages
Röteln
Die Röteln sind eine akute und in der Regel harmlos verlaufende Infektionskrankheit, die durch Röteln-Viren (Rubella –Viren) verursacht wird. Die Röteln werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Babys unter sechs Monaten erkranken sehr selten an Röteln. Meist werden ältere Kinder und Jugendliche befallen.
Die Inkubationszeit beträgt 14-21 Tage. Eine Ansteckungsgefahr besteht in der Regel eine Woche vor bis eine Woche nach dem Ausbruch des Ausschlags.
Die Erkrankung ist an sich eher mild und kaum gefährlich. Allgemeinerscheinungen, wie Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen oder Fieber sind nur schwach ausgeprägt. Die Hals- und Nacken-Lymphknoten schwellen an und sind wie harte Erbsen tastbar. Danach entwickelt sich ein rosa -roter Hautausschlag, der im Gesicht beginnt und sich von dort über den ganzen Körper ausbreitet.
Als Komplikation können in seltenen Fällen Gehirn- oder Hirnhautentzündungen, sowie Gelenkentzündungen auftreten.
Gefürchtet ist als Komplikation die Übertragung der Infektion auf eine schwangere Frau, die keine Immunität gegenüber den Röteln (durch eine früher durchgemachte Erkrankung oder eine Impfung) besitzt. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft besteht bei einer Ansteckung eine große Gefahr von schwersten Schäden und Fehlbilungen (= Röteln-Embryopathie mit Herzfehlern, Augenmissbildungen, Taubheit und geistiger Behinderung), die durch die Infektion des (noch ungeborenen) Kindes entstehen.
Die Krankheit an sich lässt sich schulmedizinisch nach dem Krankheitsausbruch nicht behandeln. Unterstützend hilft eine leichte vitaminreiche Kost und viel trinken.
Eine homöopathische Behandlung ist selten erforderlich, weil die Erkrankung zumeist sehr milde verläuft. Sie können die Grippe-ähnlichen Symptome homöopathisch wie eine Grippe (im Lehrheft „Erkältungskrankheiten“ beschrieben) behandeln.
folgende Mittel können hilfreich sein:
Phytolacca
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Geschwollenen Lymphdrüsen hinter den Ohren
Ohrenschmerzen beim Schlucken
Modalitäten:
Besser durch kalte Getränke
Besonderheiten:
keine
Pulsatilla
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Weinerliches und anhängliches Kind
Gerötete Augen
gelblicher Schnupfen
wenig Durst
Modalitäten:
besser an der frischen Luft
Besonderheiten:
Hautausschlag ist bereits vorhanden
Windpocken
Die Windpocken sind eine sehr ansteckende Viruserkrankung, die im allgemeinen harmlos verläuft. Die Erkrankung wird durch Tröpfchen-Infektion übertragen und kann selbst durch den Wind über mehrere Meter übertragen werden. Daher kommt der Name „Windpocken“. Das Virus gehört zur Gruppe der Herpes-Viren, die z.B. Gürtelrose (Herpes zoster) und Lippen-Herpes (Herpes labialis) hervorrufen können.
Die Inkubationszeit beträgt 2-3 Wochen. Die Erkrankung ist am häufigsten zwischen dem zweiten und achtem Lebensjahr, kann aber auch Säuglinge und Erwachsene befallen. Die Windpocken sind ansteckend, solange der Hautausschlags vorhanden ist.
Das Vorstadium dauert nur etwa einen Tag und verläuft mit leichtem Fieber, Schnupfen und anderen Erkältungssymptomen.
Im Hauptstadium tritt der für Windpocken typische Hautausschlag auf. Er beginnt meist am Rumpf und breitet sich dann auf Arme, Beine und Gesicht aus. Auch der behaarte Kopf und die Schleimhäute können im Gegensatz zu den anderen Kinderkrankheiten mitbetroffen sein. Das Fieber kann bis 39°C ansteigen.
Zu Beginn sind rote linsenförmige Flecken zu sehen, die bald anschwellen und sich zu wasserhellen , in der Mitte eingedellten Bläschen entwickeln. Diese trüben bald ein und trocknen unter Krustenbildung ab. Da die Windpocken in Schüben verlaufen, treten verschieden Stadien des Ausschlags gleichzeitig auf. Typisch für die Windpocken ist der starke Juckreiz, der die Kinder oft zu ziemlichen Kratzattacken verleitet. Das Kratzen ist möglichst zu vermeiden, um eine zusätzliche bakterielle Infektion und eine spätere Narbenbildung zu verhindern.
Als Komplikation kann in seltenen Fällen eine Gehirnhautentzündung auftreten. Ein weiteres Problem sind aufgekratzte, eiternde und entzündete Hautstellen, die später Narben zurücklassen. Das Virus wird zudem nach der Abheilung nicht vollständig aus dem Körper entfernt, sondern lagert sich in den Nervenknoten ein. Später kann es bei verminderter Abwehrlage zu einer manchmal anhaltend schmerzhaften Herpes-Zoster-Erkrankung kommen.
Homöopathische Behandlung
Die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist das Verhindern des Aufkratzens der juckenden Bläschen. Dazu sollten Sie dem Kind die Fingernägel so kurz wie möglich schneiden. Manchmal empfiehlt es sich, dem Kind kleine Söckchen oder Fäustlinge als Kratz-Schutz anzuziehen. Warmes Baden sollten Sie unterlassen, weil dies den Juckreiz enorm verstärkt. Kalte Abduschungen können dagegen eine Wohltat für die juckende Haut sein. Zudem können Sie die Bläschen mit Teebaumöl oder einem juckreizstillendem Präparat betupfen. Hierbei handelt es sich um schulmedizinische Präparate, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.
Rhus toxicodendron
Arzneimittel:
Rhus toxicodendron, der Giftsumach ist ein in Nordamerika heimischer Strauch, der in Deutschland vielfach als Zierstrauch angebaut wird.
Beschwerdebild:
Stark juckender Hautausschlag
Fieber
Unruhiges Kind
Modalitäten:
Wärme bessert
Bewegung bessert
Besonderheiten:
Die Berührung mit dem Strauch verursacht heftig juckende Bläschen. Daher wird das Mittel beim stark juckenden Hautausschlag mit Bläschenbildung verordnet.
Antimonium crudum
Arzneimittel:
Antimonium crudum, der schwarze Spießglanz ist ein natürliche vorkommendes Erz.
Beschwerdebild:
Verdrießliches und reizbares Kind
Will von niemanden berührt werden
Weiß belegte Zunge
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Waschen und Baden
Besonderheiten:
keine
Pulsatilla
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Hautausschlag und Fieber
Das Kind weint, sucht Nähe und Trost
Trotz Fieber kein Durst
Modalitäten:
Besser an der frischen Luft
Besonderheiten:
keine
Mezereum
Arzneimittel:
Daphne Mezereum, der Seidelbast, wächst in Europa und Asien. Verwendet wird die vor der Blütezeit gesammelte Rinde.
Beschwerdebild:
Unerträglicher Juckreiz
Brennende und schmerzhafte Haut
Verfrorenes Kind
Verlangen nach frischer Luft
Modalitäten:
Die leichteste Berührung, wie z.B. Kleidung verschlimmert
Verschlimmerung durch Bettwärme
Verschlimmerung nachts
Besonderheiten:
keine
Mumps
Der Mumps wird im Volksmund auch Ziegenpeter genannt und ist eine Virus-Erkrankung, die vor allem die Ohrspeicheldrüse befällt. Die medizinisch exakte Bezeichnung heißt Parotitis (Entzündung der Speichel produzierenden Drüse, die am Kiefernwinkel gelegen ist) epidemica (epidemisch verlaufende, d.h. sehr ansteckende und einen Großteil der Bevölkerung erfassende Erkrankung). In der Tat ist das Mumps Virus äußerst ansteckend. Es wird über eine Tröpfcheninfektion, also beim Niesen und Husten, durch direkten Kontakt und auch durch Urin übertragen.
Die Inkubationszeit beträgt 14-21 Tage. Der Erreger wird sieben Tage vor bis zehn Tage nach Krankheitsbeginn übertragen. Das bedeutet, dass (noch) symptomfreie Kinder bereits das Virus übertragen können. Kinder erkranken zumeist im Alter zwischen 4 und 14 Jahren. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Gestillte Kinder sind durch die über die Muttermilch übertragenen Antikörper im ersten Lebensjahr gegen Mumps immun. Bei kleineren Kindern verläuft die Erkrankung in der Regel harmlos.
Die Erkrankung beginnt mit einem kurzen Vorstadium, das durch Fieber, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Hals- und Kopfschmerzen gekennzeichnet ist.
Nach 1-2 Tagen kommt die typische Schwellung der Ohrspeicheldrüse hinzu, die zunächst einseitig, dann beidseitig festzustellen ist. Die Ohrläppchen stehen ab und es bildet sich eine dicke Backe, die schmerzhaft beim Kauen und Öffnen des Mundes ist. Das Fieber kann zwischen 38°C und 40°C betragen. Im allgemeinen ist nach einer Woche das Fieber wieder verschwunden und die Schwellungen sind wieder abgeklungen.
Komplikationen betreffen vor allem ältere erkrankte Kinder nach dem 14. Lebensjahr. Das Virus kann das Nerven- und Drüsengewebe befallen. Dabei kommt es bei einem Viertel aller männlichen Jugendlichen zu Entzündungen von Hoden und Nebenhoden, die eine spätere Zeugungsunfähigkeit zur Folge haben können. Auch die Bauchspeicheldrüse kann vom Mumps-Virus befallen werden, was in sehr seltenen Fällen zu jugendlichem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) führen kann. Manchmal kommt es zu einer Hirnhautentzündung und selten bei Mädchen zu Eierstockentzündungen oder Brustentzündungen.
Gehen Sie umgehend zum Arzt, wenn Sie folgende Symptome beobachten:
Als unterstützende Maßnahmen helfen bei einer Erkrankung an Mumps:
Bei kranken und geschwächten Kindern kann nach Kontakt mit einer an Mumps erkrankten Person eine homöopathische Impfung zur Verhinderung des Krankheitsausbruchs versucht werden. Dazu geben Sie:
Parotitis-Nosode C30 jeweils drei Globuli an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.
Generell ist es jedoch besser, wenn das Kind die Erkrankung in möglichst frühem Alter durchmacht, weil es damit eine lebenslange Immunität hat.
Die folgenden homöopathischen Mittel kommen zur Behandlung in Frage:
Aconitum
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Plötzlicher, heftiger Beginn mit hohem Fieber
Angst und Unruhe
Durst auf kalte Getränke
Modalitäten:
Verschlimmerung nachts
Besonderheiten:
Aconitum ist das Mittel für den heftigen Beginn fieberhafter akuter Erkrankungen.
Belladonna
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Beginn der Erkrankung mit hohem Fieber
Heißer Kopf, glühendes Gesicht
Wenig Durst, trockener Mund
Vor allem die recht Speicheldrüse ist befallen
Berührungsempfindlichkeit
Modalitäten:
Verschlimmerung abends
Verschlimmerung durch Licht und Erschütterung
Besonderheiten:
keine
Mercurius solubilis
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Starker Speichelfluss und Mundgeruch
Nachtschweiße
Kiefernsperre, die Unterkiefer können vor Schmerzen nicht bewegt werden
Modalitäten:
Verschlimmerung nachts
Verschlimmerung durch Kälte und Hitze
Besonderheiten:
keine
Phytolacca
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Hart geschwollenen Speicheldrüsen
Die Schmerzen erstrecken sich beim Schlucken bis zum Ohr
Dunkelrot verfärbte Rachenschleimhaut
Modalitäten:
Verschlimmerung bei feucht-kaltem Wetter
Besonderheiten:
keine
Rhus toxicodendron
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Große Unruhe und Ruhelosigkeit nachts
Die linke Ohrspeicheldrüse ist befallen
Übler Geschmack im Mund
Fieberbläschen an den Lippen
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Kälte
Besserung bei fortgesetzter Bewegung
Verschlimmerung nachts
Besonderheiten:
keine
Pulsatilla
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Mildes Fieber
Die Schmerzen ziehen sich in die Hoden bei jungen oder in die Brüste oder den Unterbauch bei Mädchen
Weinerliche und anhängliche Kinder mit Verlangen nach Trost und Unterstützung
Modalitäten:
Verbesserung durch frische Luft
Verschlimmerung in der Zimmerwärme
Besonderheiten:
keine
Scharlach
Anders als die bisher genannten Kinderkrankheiten ist der Scharlach eine durch Bakterien übertragene Erkrankung. Die Erreger sind Streptokokken der Gruppe A. Man unterscheidet bei den Streptokokken verschiedene Untergruppen (A-E), wobei nur Streptokokken der Gruppe A den Scharlach verursachen können. Die Übertragung der Scharlach-Erreger findet vorwiegend durch Tröpfcheninfektion statt, seltener durch Nahrungsmittel, Wasser oder Schmierinfektion.
Die Inkubationszeit beträgt 2-7 Tage. Scharlach ist im ersten Lebensjahr aufgrund des von der Mutter erhaltenen Nestschutzes selten. Am häufigsten tritt er zwischen dem vierten und zwölften Lebensjahr auf.
Die Erkrankung beginnt mit Bauchschmerzen als Frühsymptom, dann
folgen hohes Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Halsschmerzen mit starken Schluckbeschwerden. Der Rachen ist flammend rot (sakirlat = persisch: rote farbe) entzündet, was die Namensgebung der
Erkrankung erklärt. Bald darauf bilden sich auf den geschwollenen Mandeln gelblich weißliche Beläge. Die Hals- und Kiefern-Lymphknoten sind geschwollen. Nach drei Tagen erscheint ein Hautausschlag
(Exanthem), der typischerweise unter den Achseln, Bauch, Brust und Leisten beginnt. Dies sind kleinste, dicht aneinander liegende rote Pünktchen, die bald zu einer roten Fläche zusammenfließen.
Im Gesicht zeigt sich bald eine schmetterlingsförmige Rötung, wobei das Dreieck zwischen Lippen und Nase davon ausgespart bleibt. Die Zunge ist stark gerötet. Der anfängliche weiße Belag verschwindet
und die Papillen (Geschmacksknospen der Zunge) treten hervor , so dass der Anblick an eine Himbeere erinnert (Himbeerzunge). Nach etwa einer Woche verblasst der Ausschlag, und die Haut beginnt sich
abzuschuppen. Diese Schuppung kann mehrere Wochen dauern, wobei sich große Hautfetzen ablösen können.
Komplikationen:
Die für Scharlach verantwortlichen Streptokokken bilden ein Gift (Scharlachtoxin), das zu Herzmuskelentzündung (=Myokarditis), Nierenentzündung (= Nephritis), Hautblutungen und Kreislaufversagen führen kann. Vor der Ära der Antibiotika verlief die Krankheit bisweilen tödlich. Durch die Ausbreitung der Bakterien kann es zudem zu Mittelohrentzündung, Hirnhautentzündung, Nasennebehöhlenentzündung und anderen Komplikationen kommen. Als Spätkomplikation kann eine rheumatische Erkrankung entstehen, die mit einer chronischen Nierenentzündung und rheumatischen Beschwerden verbunden ist. Das dabei entstehende rheumatische Fieber kann zudem die Gelenke sowie das Herz erfassen und zu chronischen Schäden führen.
Gegen Scharlach gibt es keine Impfung, sondern nur eine antibiotische Behandlung. Diese ist aufgrund der schwerwiegenden möglichen Komplikationen zu empfehlen. Unterstützend helfen:
Homöopathische Behandlung
Die Neigung zu wiederholten Scharlach-Infektionen wird am besten durch eine längerfristige homöopathische Konstitutionsbehandlung behoben. Falls Sie das Konstitutionsmittel des Kindes bereits wissen, können Sie dieses beim Erscheinen der ersten Symptomen auch gleich geben und so die Erkrankung vielleicht noch rechtzeitig abwenden. Die homöopathische Behandlung richtet nach der Symptomatik.
Belladonna
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Hals und Mandeln hochrot entzündet
Hohes Fieber mit heißem und rotem Gesicht
Rote „Himbeer-Zunge“
Kloßgefühl im Hals, Schlucken erschwert
Modalitäten:
Verschlimmerung beim Schlucken von Flüssigkeiten
Verschlimmerung abends
Besonderheiten:
keine
Mercurius solubilis
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Mandeln dunkelrot geschwollen, eitrig belegt
Schmerzhafte Hals-Lymphknoten
Speichelfluß, vor allem nachts
Stinkende Mundgeruch
Modalitäten:
Hitze und Kälte verschlimmern
Verschlimmerung nachts und in Bettwärme
Besonderheiten:
Wichtiges Mittel für Mandelentzündung
Sulfur
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
schwacher unvollständiger Hautausschlag
Lippen leuchtend rot
Verlangen nach Süßem
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Waschen
Besonderheiten:
Unterstützt einen raschen Heilungsverlauf durch Förderung des Hautausschlags
Keuchhusten
Der Keuchhusten ist eine akute bakterielle Erkrankung, die mit heftigen Hustenanfällen verbunden ist. Er wird durch das Bakterium „Bordetella pertussis“ übertragen. Dieses produziert Giftstoffe (Toxine), die für den starken Hustenreiz verantwortlich sind. Der Keuchhusten ist sehr ansteckend und kann schon vor dem Beginn und bis zu 6 Wochen nach Ausbruch der Erkrankung übertragen werden.
Die Inkubationszeit beträgt 7-14 Tage. Meist erkranken die Kinder bis zum sechsten Lebensjahr. Da die mütterliche Immunität nicht dem Kind übertragen werden kann, können auch Neugeborene an Keuchhusten erkranken.
In den ersten zwei Wochen treten Schnupfen, Husten und schwere Erkältungssymptome auf. Darauf folgen etwa sechs Wochen lang vorwiegend nachts auftretende Hustenanfälle. Dieser typische Husten ist krampfartig mit kurzen Hustenstößen, begleitet von einer tiefen, ziehenden und keuchenden Einatmung. Das Kind japst beim Atemholen und bekommt zunehmend Atemnot. Das Gesicht kann sich dabei blau verfärben. Die Hustenanfälle können mit heftigem Würgereiz und Erbrechen von glasigem Schleim einhergehen. Durch den Druck beim Husten können kleine Blutungen an den Bindehäuten der Augen auftreten. Zwischen dem Anfällen besteht oft keine weitere Beeinträchtigung.
Komplikationen:
Selten treten schwerwiegende Komplikationen, wie eine begleitende Lungenentzündung oder eine Gehirnschädigung (Enzephalopathie) auf. Bei Säuglingen besteht die Gefahr des Erstickens durch einen Atemstillstandes. Diese sollten daher nachts nicht alleine schlafen und falls erforderlich, in die Kinderklinik eingewiesen werden.
Rufen Sie sofort den Notarzt:
Bei schweren Hustenanfällen mit Atemnot, oder Atem-Aussetzern bei Babys
Bei Erstickungsgefahr
Behandlung
Beim Keuchhusten muss eine sorgfältige Anamnese erhoben werden, weil eine Vielzahl an homöopathischen Mitteln in Frage kommt. Im Zweifel wenden Sie sich an eine/n erfahrene/n Homöopathen/In.
Die folgenden Mittel stellen eine Auswahl dar:
Aconitum
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Plötzlicher Beginn
Trockener und bellender Husten
Große Empfindlichkeit gegen die eingeatmete Luft
Ängstliche Unruhe
Modalitäten:
Verschlimmerung nachts
Besonderheiten:
keine
Belladonna
Arzneimittel:
bekannt
Beschwerdebild:
Anfangsstadium
Tomatenrotes Gesicht
Kurzer trockener Husten
Heiserkeit
Modalitäten:
Verschlimmerung abends
Verschlimmerung beim Erwachen nach dem ersten Schlaf
Besonderheiten:
keine
Drosera
Arzneimittel:
Der Sonnentau wächst in Mooren in Europa, Asien und Nordamerika. Verwendet wird die frische blühende Pflanze.
Beschwerdebild:
Trockener, bellender Husten bis zum Erbrechen, mit Atemnot
Schnell aufeinanderfolgende Hustenattacken
Hält sich die Brust beim Husten
Modalitäten:
Verschlimmerung beim Hinlegen
Verschlimmerung nach Mitternacht
Besonderheiten:
Hauptmittel zur Behandlung des Keuchhustens, kann auch vorbeugend gegeben werden (C30, fünf Globuli jeweils an zwei Tagen). Ein bis zweimal 5 Globuli der D 12 genügen zur Behandlung. Warten Sie dann die Heil-Reaktion ab, um keine allzu starken Erstverschlimmerungen zu riskieren.
Arnika
Arzneimittel:
Arnika, das Bergwohlverleih haben wir bereits als Hauptmittel für Wunden kennengelernt.
Beschwerdebild:
Unruhe und Weinen vor dem Hustenanfall
Tief-rotes Gesicht
Trockener Husten mit einem wunden Gefühl in der Brust
Nasenbluten, blutiger Auswurf
Das Kind schreit vor dem Anfall
Schwäche und Erschöpfung
Modalitäten:
Verschlimmerung durch Berührung und Bewegung
Besonderheiten:
keine
Cuprum metallicum
Arzneimittel:
Cuprum ist metallisches Kupfer, das durch Verreibung homöopathisch verarbeitet wird.
Beschwerdebild:
Langdauernde, krampfartige Anfälle
Blaue Verfärbung des Gesichts und der Hände
Metallischer Geschmack im Mund
Modalitäten:
Ein Schluck kaltes Wasser verbessert
Besonderheiten:
Cuprum ist das klassische „Krampfmittel“
Ipecacuanha
Arzneimittel:
Uragoga Ipecacuanha wächst in den tropisch-feuchten Wäldern Brasiliens.
Beschwerdebild:
Erstickender Husten
kalter Schweiß
Schleimrasseln beim Husten
Husten bis zum Erbrechen mit Übelkeit und Erschöpfung
Zunge rein, nicht belegt
Modalitäten:
Verschlimmerung beim Hinlegen
Besonderheiten:
Wichtigstes Mittel bei Erbrechen
Hausapotheke
Hier finden Sie die in diesem Buch genannten homöopathischen Arzneimittel aufgelistet, wir empfehlen als Potenz D12 Globuli, die bei Säuglingen häufiger in Anwendung kommenden Mittel sind fett gedruckt
Aconitum
Aethusa
Agnus castus
Allium Cepa
Alumina
Arnika
Bryonia
Calc. carb
Caulophyllum
Chamomilla
Coffea
Croton tiglium
Cuprum
Drosera
Dulcamara
Euphrasia off.
Ferrum phos.
Gelsemium
Graphites
Ipecacuanha
lac caninum
laurocerasus
luffa op.
lycopodium
Magnesium phos
Medorrhinum
Mercurius solubilis
Nux vomica
Phosporus
Phytolacca
Podophyllum
Pulsatilla
Sambuccus nigra
Silicea
Spongia tosta
Staphysagria
Sulfur
Thuja
Vinca minor
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