Halsschmerzen und Mandelentzündung
Halsschmerzen (Pharyngitis) treten häufig im Rahmen von Infektionen der oberen Atemwege auf. Sie können durch Bakterien (häufig Streptokokken) oder Viren (z.B. Influenza-, Parainfluenzaviren) bedingt sein. Als Symptome treten Schluckbeschwerden, ein „Kratzen“ oder „Wundgefühl“ im Hals und evtl. Fieber auf. Ein plötzlicher Beginn spricht für eine bakterielle, begleitender Husten und Schnupfen eher für eine virale Entstehung.
Die Angina tonsillaris (Mandelentzündung, Tonsillitis) ist eine akute Entzündung der Gaumenmandeln und wird in der Regel durch β-hämolysierende Streptokokken verursacht.
Typischerweise entwickeln sich innerhalb weniger Stunden hohes Fieber mit Schüttelfrost sowie starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, die in die Ohrregion ausstrahlen können. Oft ist das Mundöffnen schmerzhaft. Husten und andere „Erkältungszeichen“ fehlen typischerweise. Bei stark vergrößerten Mandeln besteht manchmal eine „kloßige“ Sprache.
Die Gaumenmandeln sind beidseits hochrot und geschwollen und evtl. eitrig belegt. Oft sind die Kieferwinkel-Lymphknoten geschwollen und druckschmerzhaft.
Die schulmedizinische Behandlung besteht in der oralen Gabe von Antibiotika (meist Penicillin), bei einer Penicillinallergie ersatzweise Erythromycin. Bei starken Schmerzen werden entzündunghemmende und schmerzstillende Mittel eingesetzt.
Kommt es in kurzen zeitlichen Abständen immer wieder zu eitrigen Anginen, ist möglicherweise eine operative Entfernung der Gaumenmandeln(Tonsillektomie) notwendig. Insbesondere bei Kindern sollte diese Entscheidung jedoch gut überlegt werden, da die Tonsillen besonders in diesem Alter für die Immunabwehr wichtig sind.
Hausmittel und unterstützende Maßnahmen
Teemischungen
Heilpflanzen
Für Entzündungen im Mund-und Rachenbereich kommen Pflanzenextrakte zur Anwendung, die entzündungshemmend, zusammenziehend (adstringierend) und desinfizierend wirken, wie Kamille und Salbei, aber auch Extrakte aus Gerbstoffdrogen wie Eichenrinde, Ratanhiawurzel oder Tormentillwurzel. Sie werden lokal zum Gurgeln, Lutschen, Inhalieren oder Sprühen eingesetzt. Die fertigen Tinkturen oder Extrakte werden zum Gurgeln in der Regel mit Wasser verdünnt.
Schüssler-Salze
Nr.3 Ferrum phosphoricum und Nr. 4 Kalium chloratum zu Beginn der Beschwerden
Nr. 6 Kalium sulfuricum bei eitrigen Belägen
Nr. 11 Silicea bei chronisch wiederkehrenden Mandelentzündungen
Nr. 2 Calcium phosphoricum bei anfälligen, blassen Kindern
Homöopathische Einzelmittel
Eine homöopathische Behandlung mit Einzelmitteln ist dann wirkungsvoll, wenn die Symptome ausgeprägt sind und dem Mittel gut entsprechen. Schwach ausgeprägte Fälle von Halsschmerzen werden mit den oben erwähnten Hausmitteln oder pflanzlichen Präparaten ausreichend gut behandelt. Bei schweren Fällen zum Arzt!
Aconitum: Plötzlicher und heftiger Beginn. Prickeln, Trockenheit und Brennen im Hals. Großer Durst auf kalte Getränke. Innere Unruhe. Die Beschwerden werden durch kalten, trockenen Wind verursacht. Schlimmer abends und nachts, Besserung durch Eintritt von reichlichen Schweißen.
Der Sturmhut (Aconitum napellus) ist das „Mittel der ersten Stunde“ zur Behandlung der Halsschmerzen, kann aber meist nur anfangs und kurzfristig eingesetzt werden. Wenn die Symptomatik sich ändert, muss ein anderes Mittel gefunden werden.
Apis mellifica: Die Mandeln sind gerötet und stark geschwollen mit oft hohem Fieber. Brennende und stechende Halsschmerzen. Der Gaumen und insbesondere das Zäpfchen ist stark und manchmal sackartig geschwollen. Wenig Durst, kalte Getränke bessern jedoch die Schmerzen. Verschlimmerung durch Hitze jeder Art.
Die Arzneimittelwirkung der Honigbiene (Apis mellifica) kennen alle, die schon einmal gestochen wurden: Stechende und brennende Schmerzen, Schwellung und Besserung durch kalte Umschläge. Diese Symptomatik trifft auch für die Halsentzündung zund
Belladonna: Der Rachen, das Zäpfchen und die Mandeln sind hochrot. Das Schlucken ist schmerzhaft und schwierig, Kloßgefühl. Fieberhafte Mandelentzündungen mit rotem Kopf, Benommenheit, Lichtempfindlichkeit und Schwitzen. Kalte Hände und Füße. Verschlimmerung abends. Verschlimmerung durch geringste Berührung des Halses. Schlimmer auf der rechten Seite (rechte Mandeln).
Die Tollkirsche (Atropa belladonna) ist das klassische Mittel für die akute Entzündung. Belladonna heißt übrigens „schöne Frau“. Diese Bezeichnung kommt daher, weil die Tollkirsche die Pupillen stark erweitert, was früher als ein Schönheitsideal galt und zur Einnahme der (giftigen!) Tollkirsche verleitete.
Hepar sulfuris: fortgeschrittene Halsentzündung und Angina mit Eiterung. Stechende Schmerzen, wie ein Splitter im Hals. Die Schmerzen strahlen beim Schlucken in die Ohren aus. Schlimmer durch kalte Luft, kalte Getränke und Speisen. Besser durch Wärme und warme Getränke.
Hepar sulfuris, die kalkartige Schwefelleber, ist eine speziell nach Hahnemann zubereitete mineralische Verbindung (hat also nichts mit „Leber“ zu tun). Vorherrschend bei diesem Arzneimittel sind Eiterung, starke Kälteempfindlichkeit und die übermäßige Schmerzempfindlichkeit.
Lachesis: Die Mandeln sind bläulich-rot verfärbt. Oft ist zu Beginn die linke Seite betroffen, später kann die Entzündung nach rechts wandern. Schluckschwierigkeiten, besonders beim Schlucken von Flüssigkeiten oder Speichel, aber es besteht ein dauernder Schluckzwang. Abneigung gegen drückende und enge Kleidung am Hals, Einengungsgefühl. Warme Getränke verschlechtern die Beschwerden. Morgens und nach dem Schlafen sind die Beschwerden allgemein schlechter.
Bei der Buschmeisterschlange (Lachesis muta) handelt es sich um das Gift einer außerordentlich giftigen Viper Südamerikas. Constantin Hering prüfte sie an sich selbst (auf Kosten seiner eigenen Gesundheit) und bereicherte die Homöopathie damit um ein mächtig wirkendes Arzneimittel.
Mercurius solubilis: Eitrige Beläge auf den Mandeln. Die Zunge ist schmutzig belegt und zeigt am Rand Zahneindrücke. Übler Mundgeruch und metallischer Mundgeschmack. Vermehrte Speichelbildung, nachts läuft der Speichel aus dem Mund. Nächtliches Schwitzen mit klebrigen Schweißen. Verschlimmerung sowohl durch Hitze als auch durch Kälte. Verschlimmerung nachts und in der Bettwärme.
Mercurius solubilis (schwarzes Quecksilberoxydul)ist eine wasserunlösliche Verbindung und wurde nur aufgrund bestimmter chemischer Eigenschaften als löslich (= solubilis) bezeichnet. Es ist ein wichtiges Mittel für eitrige Entzündungen in Verbindung mit vermehrter Schweißbildung.
Phytolacca: Hals und Mandeln sind dunkelrot entzündet. Die Schmerzen sind brennend, stechend und strahlen beim Schlucken bis zum Ohr aus. Die Schmerzen werden nachts schlimmer. Warme Getränke verschlechtern, kalte Getränke bessern die Beschwerden.
Die Kermesbeere (Phytolacca decandra) kommt aus Zentralamerika. Sie kann bei der Halsentzündung mit Rötung und ansonsten wenig deutlicher Symptomatik zum Einsatz kommen, wenn kein Hinweis für ein anderes Mittel besteht.